Welche Schulen und Weiterbildungen hast du durchlaufen? Wie viele Zertifikate kannst du vorweisen? Es ist erstaunlich, wie sehr wir den Fokus heute auf Ausbildungen legen. Inzwischen brauchen wir für fast alle Lebensbereiche eine Ausbildung die belegt, dass wir auch wirklich Experten sind auf einem Gebiet. Dinge, die früher selbstverständlich waren und einfach in unserer Kompetenz als Mensch lagen, müssen heute mit Zertifikaten belegt werden. Dabei vergessen wir manchmal unsere ganz eigenen Ressourcen völlig, jene Fähigkeiten und Stärken, die uns als Individuum ausmachen und die nur wir einbringen können.
Auch in der Hundeausbildung macht es sich gut, wenn man eine möglichst lange Liste von Weiterbildungen vorweisen kann. Es braucht Standhaftigkeit, sich diesem Wahn nicht anzuschliessen. War früher die intuitive Verständigung mit Hunden eine Selbstverständlichkeit, trauen wir uns heute den Umgang mit ihnen ohne Schulung nicht mehr zu. Natürlich, die Anforderungen an das Leben mit Hund sind gestiegen. Wir leben nicht mehr so naturnah wie früher. Aber heisst das zwangsläufig, dass sich auch die Kommunikation mit ihnen verändert hat? Wohl kaum. Hunde verstehen noch immer die selbe Sprache wie früher.
Es ist sehr schade, wie viel von dem, was nur wir zu einem Thema beitragen könnten, verloren geht, wenn wir nur noch dem vertrauen, was jemand anderer einmal für richtig befunden hat. Wir verlieren so den Kontakt zu uns selbst völlig. Und dass es viele „richtige“ Wege zu geben scheint, spiegelt sich in der grossen Verunsicherung vieler Hundehalter wieder. Zu kaum einem anderen Thema findet sich so viel Widersprüchliches. Deshalb rate ich dir: was immer du dir an Informationen im Aussen holst, am Ende solltest du immer selber entscheiden, was sich für dich wahr und richtig anfühlt. Und vergiss ob all der Theorie nicht, wer du bist und für welche Werte du einstehst. Wenn du dich in erster Linie auf deine Wahrnehmungen und Beobachtungen im Zusammenleben mit deinem Hund verlässt, dann kann eure Beziehung immer wahr-haftiger werden, und dann kannst du nichts falsch machen. Du kennst eh die Antworten auf alle Fragen, die sich dir je stellen werden. Lass dich deshalb von den Meinungen anderer nicht verunsichern.
Würden wir alle mehr aus unserer Mitte heraus leben und handeln, dann würden wir instinktiv das Richtige tun. Es ist schade, dass wir uns viel zu oft im Aussen orientieren und uns von anderen sagen lassen, was gut und richtig für uns ist. So lässt uns auch manche Ausbildung, die wir meinen trage zu unserem Expertenstatus bei, zusammenschrumpfen, statt dass sie uns bereichert und wachsen lässt. Am Ende bleibt es jedem selbst überlassen, welchen Weg er gehen will. Es braucht Mut, sich dem Strom der Massen nicht anzuschliessen. Doch der Weg des Selber-erforschens und des Findens der eigenen Wahrheit stellt sich für die, die ihn gehen als befriedigender und erfüllender heraus. In diesem Sinne wünsche ich dir viel Mut zum Anderssein.
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