Sie sind anders, die Hunde die aus Spanien, Griechenland oder Rumänien zu uns kommen. Irgendwie ursprünglicher, eigenständiger, und sie haben oft mehr Charakter. Das mag wohl auch der Grund sein, warum wir etwas länger brauchen, bis wir sie verstehen. Ich gestehe, dass ich sie lieber mag als die angepassten Exemplare aus unseren Breitengraden.
Natürlich mag ich alle Hunde, sonst fände ich in dem was ich tue nicht so viel Freude und Erfüllung, egal wer da vor mir steht. Es ist nur so, dass diese Urgeschöpfe mich an etwas erinnern, was ich vergessen hatte. An meine eigene Herkunft, meine blanke Natur und an diese Kraft, die in mir steckt und in jedem anderen Menschen auch. Oft kommt es mir so vor, als wären die Labradore (man verzeihe mir diesen Vergleich) ein Spiegel unserer heutigen Gesellschaft. Nichts gegen die Vertreter dieser Rasse. Sie sind offen, liebenswert und besonders menschenfreundlich. Sie spiegeln jedoch auch die Angepasstheit, die fehlende Individualität und den Umstand, dass Anderssein in unserer Gesellschaft nicht gern gesehen wird.
Hunde aus dem Ausland haben oft eine Geschichte hinter sich, die sie und die Beziehung zu ihren Menschen belasten kann. Wer mit ihnen lebt braucht viel Fingerspitzengefühl, Offenheit für ihr Anders-Sein und eine gehörige Portion Mut und Durchhaltewille, um den gemeinsamen Alltag zu meistern. Es braucht Forschergeist und die Bereitschaft, immer wieder Neues auszuprobieren, um den Zugang zu diesen Hunden zu finden.
Was ich am meisten an ihnen mag ist aber die Urkraft, die sie ausstrahlen und die Art, wie sie uns immer wieder daran erinnern, wo wir selber unsere Wurzeln haben. Sie bringen uns zurück zu unserer Natur, erinnern uns daran, was wirklich wesentlich ist und zwingen uns sogar oft, unser Leben zu verändern.
So ungemütlich die Lage, in die sie uns bringen, für uns zeitweise sein kann, so wertvoll ist das, was wir dadurch wiedergewinnen. Das kann bei jedem von uns etwas anderes sein. Spannend finde ich dabei die Tatsache, dass es immer genau das ist, was der jeweilige Mensch für ein erfüllteres Leben gerade braucht.
Ich liebe sie, diese unangepassten, ausdruckstarken Charakterdarsteller! Und ich glaube, dass an dem Sprichwort „Jeder bekommt den Hund den er braucht“ viel Wahres ist. Wer sich weiterentwickeln möchte, der kann mit einem schwierigen Hund sehr wachsen. Sie sind die besten Coaches die es gibt: fordernd, fördernd, ausdauernd, und immer ehrlich.
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Danae Schwegler (Donnerstag, 04 Januar 2018 13:08)
Schon wieder ich... :-)
Kann diesen Beitrag 100% unterschreiben!
Auch ich habe nichts gegen Labradore. Habe selbst welche im Rudel und arbeite mit ihnen. Diese Hunde wirken auf mich manchmal so, als wären sie selbst schon fast mehr Menschen als Hunde...
Ich war vor Jahren begeisterte Hundesportlerin. Doch mein Border Collie hat mich von dem Weg abgebracht.
Inzwischen (mein Border ist 11) wird mein nächster Hund wohl kein Border (Arbeitshund) mehr sein sondern es ist durchaus ein Auslandshund, ein uriger, natürlicher Hund, in der Favoritenrolle... Je mehr ich von den ganzen Konditionierungen weg komme, desto mehr reizen mich solche Hunde.
Mal schauen, was die Zukunft bringt. :-)
Monika Scherrer (Donnerstag, 04 Januar 2018 17:34)
Liebe Danae
Ich freue mich, dass immer mehr Menschen von der Konditionierung wegkommen. Die Hunde selber sind die besten Lehrmeister, und wir können so viel von ihnen lernen. Ich hoffe dir bleiben noch einige schöne Jahre mit Nupri.
Herzlich,
Monika
Bea (Sonntag, 03 Oktober 2021 17:27)
Nach vielen Hunden ist jetzt Luna aus Bulgarien bei mir. Sie war bei ihrer Ankuft 6, meinte die Vermittlungsstelle. Nach nun 4 Jahren haben wir unseren gemeinsamen Weg gefunden, gelernt uns gegenseitig zu akzeptieren, zu respektieren und zu lieben. Eben keine Labi Liebe, eher die des Fuchses vom kleinen Prinz.